Anfassen erlaubt - Sexualkunde mal ganz anders Siebente Klasse der Sekundarschule Brettin erlebt in Genthiner Beratungsstelle Projekttag zum Thema Aufklärung

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Anfassen erlaubt - Sexualkunde mal ganz anders Siebente Klasse der Sekundarschule Brettin erlebt in Genthiner Beratungsstelle Projekttag zum Thema Aufklärung

Von Betty Severin 29.03.2012, 03:23
Fünf Stunden dauerte die sexualpädagogische Gruppenveranstaltung im Haus der Diakonie in Genthin. Die Siebtklässler wurden über Sex, den eigenen Körper und Gefahren aufgeklärt. Sie zeichneten Spermien, probierten Kondome aus und sprachen über HIV und Krebs.
Genthin l Der kleine Raum liegt im Halbdunkel, auf den Stühlen, die eng zusammen stehen, sitzen die kichernden Schüler und blicken teils neugierig, teils verschämt auf das Dia an der Wand. Eine nackte Frau führt sich auf diesem Bild einen Vaginalring ein. "Was ist denn der Vorteil an diesem Verhütungsmittel?", fragt Palmira Repsyte-Scharf, die am Dia-Projektor gegenüber steht. Repsyte-Scharf ist Psychologin und Beraterin, heute versucht sie den Jugendlichen zu erklären, welche Verhütungsmittel genutzt werden können und wie sie angewendet werden. Sie stellt Fragen, um herauszufinden wie viel die Schüler zum Thema Sex und Verhütung schon wissen.
Besonders die Jungs rutschen peinlich berührt auf ihren Stühlen herum und lachen. Als Sozialarbeiterin Miriam Wlodarski das Kondom für die Frau durch die Reihen gibt, sind sie jedoch die Ersten, die es anfassen wollen. Pille, Hormonimplantat, Spirale und Co werden an die Wand projiziert, Vor- und Nachteile aufgezählt und die Fragen der Kinder beantwortet.
"Besonders für euch Jungen ist es wichtig zu sehen, womit die Frauen im Laufe ihres Lebens so konfrontiert werden", sagt Repsyte-Scharf, als wieder Gelächter ausbricht. Klassenlehrerin Sabine Nickel, die das Schauspiel bisher interessiert verfolgt hat, ergreift ab und zu das Wort, um ihre wilde Truppe zu bändigen. Nachdem die rege Debatte um das Hormonimplantat zu Ende ist, wird Frühstückspause gemacht, grölend ziehen die Schüler aus dem Raum.
"Ich denke, es ist gut für die Kinder, wenn der Lehrort mal außerhalb der Schule ist. Zwar haben sie in Biologie schon Sexualkunde durchgenommen, aber so detailliert wie hier ist das in der Schule nicht möglich", erklärt Nickel, die an einen Schrank gelehnt immer mit einem Auge die Klasse im Blick hat. Heute sind sie zum zweiten Mal hier und dürfen nach dem für sie etwas trockenen Vortrag endlich selber aktiv werden.
Denn jetzt wird gespielt. Die Jungen bleiben im Raum und schieben geräuschvoll einen Tisch in dessen Mitte, auf dem Miriam Wlodarski ein ganz besonderes Tabu-Spiel ausbreitet. Die Mädchen folgen Palmira Repsyte-Scharf in ein Nebenzimmer. Bevor sie mit ihrem besonderen Brettspiel beginnen, unterhalten sie sich über heikle und wichtige Themen. Sie sprechen über Gebärmutterhalskrebs und wollen wissen, ob man Aids testen lassen kann. Gespannt lehnen sie sich über den runden Tisch, während Repsyte-Scharf ihre Fragen beantwortet.
"Die Jugendlichen nehmen das gerne an, besonders die Mädchen, aber wir bauen es extra abwechslungsreich und spielerisch auf, damit sie viel behalten", sagt die Psychologin.
In dem anderen Raum zappeln die Jungen nervös auf ihren Stühlen, alle haben sich um den Tisch versammelt und schauen den Klassenkameraden dabei zu, wie sie Spielkarten ziehen. Bei ihnen geht es aktiver zu, sie tragen sich gegenseitig durch den Raum, müssen einem Holzpenis ein Kondom überstreifen und Spermien zeichnen.
Es wird viel gealbert und gelacht. Als Wlodarski fragt, was sie denn machen würden, wenn sie kein Verhütungsmittel zu Hand hätten und jemand antwortet: "Man kann ihn ja vorher rausziehen", wird es jedoch ernst und sofort wird dieser Irrglaube aus der Welt geschafft.
"Ich finde es gut, dass wir das hier machen, einige Sachen wussten wir ja schon aus der Schule, aber hier wird es genauer erklärt und teilweise ist das schon ziemlich interessant", erklärt Maximilian. Auch Klassenkameradin Danielle teilt seine Meinung: "Ich finde es sehr interessant, wir erfahren einfach Dinge, von denen wir bisher noch keine Ahnung hatten."
Nach der Mittagspause ist die Stimmung ausgelassen, wieder teilt sich die Klasse und spielt jetzt "Stille Sexualpost". Die Jungen sollen Fragen an die Mädchen aufschreiben und anderes herum. Die tun sich am Anfang sehr schwer, doch nach und nach schallen Fragen über Fragen von den Plätzen. Miriam Wlodarski stützt den Kopf auf die Hand, die Jungen können schon ziemlich anstrengend sein.
Bei den Mädchen läuft das anders. Mehr als ein Kichern ist von ihnen nicht zu hören, als sie sich die Fragen überlegen. Am Ende werden die Zettel ausgetauscht. Es geht um Selbstbefriedigung, Intimrasur und den ersten Geschlechtsverkehr. Die Fragen klingen irgendwie ähnlich, was einfach daran liegt, dass es Sachen sind, mit denen sich 13- bis 14-jährige Teenager beschäftigen. Kurz vor Schluss sind die Schüler platt, soviel Informationen über Sexualität bekommen sie selten. Damit nicht gleich wieder alles vergessen wird, endet der Tag mit einem Quiz.
Dann können Nickel, Wlodarski, Repsyte-Scharf und vor allem die Eltern der Kinder nur hoffen, dass sie die Sachen, die sie gelernt haben nie wieder vergessen.- http://nacktegirlsgun.wikidot.com/blog:16

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Pub: 21 Sep 2023 00:58 UTC
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