Baden Wie oft, wie lange, wie gesund?
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WinterÂzeit ist WannenÂzeit. Doch was sagt die Wissenschaft: Wem schadet ein VollÂbad? Was hilft bei Triefnase? Und ist ein Glas Wein in der Wanne erlaubt?
Ăberblick
Kann Baden schaden?
*Zehn Fragen rund ums Baden
Kann Baden schaden?
Raus aus dem Wintermantel, rein in die Badewanne. Viele Menschen kennen nichts Schöneres, als an einem frostig-kalten Tag in ein wohlig-warmes Bad zu steigen. EisfĂŒĂe tauen wieder auf, das Frösteln weicht einer wohligen Entspannung. Warmes Wasser tut dem ganzen Körper gut â allerdings nicht jedem.
TĂ€gliches VollÂbad senkt SchlagÂanfallÂrisiko
Wer gesund ist, der profitiert laut wissenschaftlichen ErkenntÂnissen. 19 Jahre lang untersuchte ein ForschungsÂteam aus Japan, wie sich VollÂbĂ€der auf die Gesundheit auswirken. Rund 30 000 gesunde Probanden zwischen 45 und 59 Jahren machten Angaben darĂŒber, wie oft und wie heiĂ sie badeten. Das Ergebnis: Diejenigen, die tĂ€glich in die Wanne stiegen, hatten ein um 26 Prozent geringeres Risiko, einen SchlagÂanfall zu erleiden, als die Bademuffel. Und zwar unabhĂ€ngig davon, wie heiĂ das Wasser war. VeröffentÂlicht wurde die Studie im British Medical Journal.
Dermatologen raten zu ZurĂŒckÂhaltung
HerzÂspezialisten sehen das kritischer: Die Temperatur sei nicht beliebig. Dermatologen raten zudem vom tĂ€glichen Bad ab â der Haut zuliebe. Sie empfehlen höchsÂtens zwei VollÂbĂ€der pro Woche. Wer Herz-KreisÂlauf-Probleme hat, sollte am besten ganz verzichten.
Zehn Fragen rund ums Baden
Hier beantÂworten wir Fragen rund ums gesunde Baden fĂŒr GroĂ und Klein. Zahlreiche Links fĂŒhren Sie zu vertiefenden Infos unserer GesundÂheitsÂexperten.
Herz
Welche BadeÂtemperatur ist fĂŒr den Körper optimal? âZwischen 36 und 38 Gradâ, sagt Dr. Karl-Heinz Schmitz, Mitglied im Bundesverband Niedergelassener Kardiologen. âDas belastet den KreisÂlauf nicht zu stark.â Er rĂ€t zudem, die Zimmertemperatur auf 25 bis 30 Grad zu erhöhen. So könnten sich die positiven Effekte des WohlÂfĂŒhlbads voll entfalten. Manche mögen es heiĂer. âAb 45 Grad WasserÂtemperatur wird es allerdings kritischâ, warnt Prof. Tobias Weberschock, Dermatologe am Uniklinikum FrankÂfurt und Arzneimittelexperte der Stiftung Warentest. âDann kann es sogar schon zu VerbrĂŒhungen ersten Grades mit Hautrötungen kommen.â Bei welchen Vorerkrankungen sind VollÂbĂ€der kritisch? Bei Herz-KreisÂlauf-Erkrankungen: Der WasserÂdruck verschiebt das Blutvolumen Richtung Herz. âDas sind mehrere 100 Milliliterâ, sagt Kardiologe Karl-Heinz Schmitz. Auch der BlutÂdruck verĂ€ndert sich. Wer Herz-Kreislauf-Probleme hat, sollte besser duschen. Die Deutsche Venen-Liga warnt: WĂ€rme weitet die Venen, bei Menschen mit KrampfÂadern versackt das Blut in den Beinen. Sie sollten nur kurz und nicht zu heiĂ baden. Das gilt auch bei Hautkrankheiten.
Haut
Schaumbad oder Ălbad â was ist besser fĂŒr die Haut? HeiĂes Wasser löst Fette aus der obersten HautÂschicht, trocknet sie also aus. Im Schaumbad kommen Tenside hinzu. âDiese trocknen die Haut durch ihre fettÂlösende Wirkung zusĂ€tzlich aus,â sagt Dermatologe Tobias Weberschock. Die Hersteller geben darum pflegende Substanzen wie Mandel-, Jojoba- oder Olivenöl hinzu. Wer trockene Haut hat, sollte besser ĂlbĂ€der nutzen. Sie enthalten neben Erdnuss-, Mandel- oder Sojabohnenöl oft dĂŒnnÂflĂŒssiges Paraffin und sind fĂŒr die Pflege trockener Haut geeignet. Helfen spezielle BadeÂzusĂ€tze bei NeuroderÂmitis? Betroffenen werden ebenfalls ĂlbĂ€der empfohlen, spreitende BĂ€der genannt. Bei diesen BĂ€dern vermischt sich der BadeÂzusatz nicht mit dem BadeÂwasser. Er verteilt sich auf der OberflĂ€che â und beim Aussteigen auf der Haut. Der Nutzen bei Neurodermitis ist aber nicht nachgewiesen: In einer Studie verbesserte ein Ălbad das HautÂbild bei Kindern mit NeuroderÂmitis nicht, vorausÂgesetzt, sie wurden nach dem Baden ohnehin mit einer rĂŒckÂfettenden Pflege eingeÂcremt. Erwiesen ist hingegen, dass Sole-BĂ€der wie Totes-Meer-Badesalz den JuckÂreiz lindern, durchÂblutungsÂfördernd und entzĂŒndungsÂhemmend wirken können. Was sollten Allergiker beachten? Juckt die Haut nach dem Baden und wird rot, kann das auf eine Allergie hindeuten. âEs empfiehlt sich, mit dem verwendeten BadeÂzusatz einen Allergologen aufzusuchenâ, rĂ€t Dermatologe Tobias Weberschock. Wer einen Allergiepass hat, sollte vor dem Kauf eines Produkts die InhaltsÂstoffÂliste prĂŒfen. Vorsicht bei Erdnussöl: Es pflegt die Haut, ist aber einer der hĂ€ufigsten AllergieÂauslöser. In der InhaltsÂstoffÂliste taucht es unter dem Namen Arachis Hypogaea Peanut Oil auf. Vorsicht auch bei DuftÂstoffen wie Cumarin oder Citronellol sowie Ă€therischen Ălen wie Zitronen- oder Pfefferminzöl: Auch sie haben allÂergenes Potenzial.
Alkohol
Spricht etwas dagegen, ein Glas Rotwein mit in die Badewanne zu nehmen? Leider ja. âAlkohol macht die GefĂ€Ăe weit, das kann im heiĂen Wasser zu KreisÂlaufÂproblemen fĂŒhrenâ, warnt Karl-Heinz Schmitz. Der Arzt empfiehlt zudem, höchsÂtens 20 Minuten in der Wanne zu bleiben. Ein Glas Rotwein verleitet dazu, lĂ€nger zu verweilen. âDann schadet das Baden eher als dass es nutzt â der Körper verfĂ€llt in eine Art WinterÂschlaf-Modus und reagiert geschockt, wenn er auĂerÂhalb der Wanne wieder aufrecht stehend normal funkÂtionieren sollâ, sagt der Kardiologe. Auch die Haut leidet bei einem langen Bad: Sie trocknet aus.
ErkÀltung
Welchen Nutzen haben ErkĂ€ltungsÂbĂ€der? 3,5 Millionen Menschen in DeutschÂland nehmen bei Triefnase tĂ€glich ein ErkĂ€ltungsÂbad, besagt die Verbrauchs- und Medienanalyse VuMA. âDarauf schwören vieleâ, bestĂ€tigt Kardiologe Karl-Heinz Schmitz. âAus Ă€rztÂlicher Sicht ist der Nutzen aber nicht nachgewiesen.â Die ArzneiÂmittelÂfachleute der Stiftung Warentest bewerteten ErkĂ€ltungsbĂ€der mit Eukalyptusöl nur als eingeÂschrĂ€nkt geeignet. Zwar können die im Wasser gelösten Ă€therischen Ăle und der WasserÂdampf wie bei einer Inhalation die Beschwerden in den Atemwegen vorĂŒberÂgehend lindern. Auf den Verlauf der ErkĂ€ltung haben sie aber keinen Einfluss. âBesser ist es, das Wannenbad prĂ€ventiv zu nutzen. Baden stĂ€rkt das ImmunÂsystemâ, so Schmitz. Wichtig: Wer Fieber hat oder fiebersenkende Medikamente nimmt, sollte auf ein Bad verzichten.
Sport
Hilft ein Bad, um Muskelkater loszuwerden? Es vertreibt ihn nicht, schwĂ€cht ihn aber ab. âEin WohlÂfĂŒhlbad nach dem Sport wirkt keine Wunder, ist aber bei Muskelkater sicherlich förderlichâ, meint der Arzt Karl-Heinz Schmitz. Fest steht: Die WĂ€rme fördert die DurchÂblutung und entspannt die Muskeln und das Bindegewebe. Die optimale WasserÂtemperatur fĂŒr ein Muskel-EntspannungsÂbad liegt bei 37 bis 40 Grad. Ăbrigens: Auch KaltÂwasserÂbĂ€der von 15 Grad oder weniger können Muskelkater-Beschwerden lindern. Das zeigen Studien mit LeistungsÂsportÂlern.
Kinder
Was ist beim Baden von SĂ€uglingen und KleinÂkindern zu beachten? Baby-Haut ist sehr empfindlich. Darum die Kleinen nicht tĂ€glich und höchsÂtens zehn Minuten baden, warnen KinderÂĂ€rzte. AuĂerdem sollten Eltern das Baby nie aus den Augen lassen. Die WasserÂtemperatur muss stimmen. FĂŒr Babys und SĂ€uglinge sind 37 Grad angenehm. Falls kein ThermoÂmeter vorhanden ist, kann ein Check mit der UnterÂarm-Innenseite helfen. Was ist von BadeÂzusĂ€tzen bei kleinen Kindern zu halten? Auf BadeÂzusĂ€tze und Shampoo können Eltern getrost verzichten. In den ersten LebensÂmonaten reichen klares Wasser und ein WaschÂlappen. SchaumbĂ€der sind nicht geeignet. Die greifen den SĂ€ureÂschutzÂmantel der Haut an. Wer dennoch ReinigungsÂprodukte fĂŒrs Kind kauft, sollte auf einen hautÂneutralen pH-Wert achten. FĂŒr gröĂere Kinder gibt es Produkte wie Kindershampoo. Tabu sollten BadeÂzusĂ€tze mit Ă€therischen Ălen sein. FĂŒr Babys und KleinÂkinder sind diese gefĂ€hrÂlich. Das gilt vor allem fĂŒr ZusĂ€tze mit Kampfer: Schluckt ein Kind versehentlich gröĂere Mengen, kann es zu schweren NervenschĂ€den bis hin zu KrampfÂanfĂ€llen und zum Koma kommen. Allein das Einatmen Ă€therischer Ăle kann bei unter ZweijĂ€hÂrigen eine lebensÂbedrohliche Atemnot auslösen.